Allgemein,  Kraut und Unkraut

Der stille Heiler am Wegesrand

Beinwell

Heute habe ich ihn entdeckt, gleich neben dem feuchten Wiesenpfad, wo der Boden satt und schwer ist: den Beinwell. Eine eindrucksvolle Pflanze, fast ein wenig wie ein urtümlicher Ritter unter den Kräutern – rau behaart, aufrecht wachsend, mit violett hängenden Blütenglocken, die sich scheu ins Gras neigen.

Früher, als meine Drogerie noch offen war, kamen die Leute manchmal mit Geschichten von Verstauchungen und Prellungen. Dann habe ich gerne einen Umschlag mit Beinwell-Wurzelextrakt empfohlen – „zieht wie von selbst“, sagte die alte Frau Dörig immer, „als ob die Pflanze wüsste, wo es wehtut“.

Vorsicht ist allerdings geboten. Innerlich angewendet ist Beinwell wegen seiner Pyrrolizidinalkaloide problematisch – sie können die Leber schädigen. Äusserlich jedoch, in Form von Salben oder Umschlägen, ist Beinwell bis heute ein treuer Begleiter für geplagte Gelenke und müde Knochen.

Ich hab ihm heute ein paar Worte zugeraunt: „Bleib noch ein Weilchen, du guter alter Knochendoktor.“
Er hat nicht geantwortet. Aber ich glaube, er hat gelächelt.



Wusstest du’s?

Beinwell (Symphytum officinale) gehört zur Familie der Raublattgewächse. Seine tiefreichende Pfahlwurzel enthält Allantoin – ein Wirkstoff, der die Zellregeneration fördert. Beinwell-Salben aus dem Reformhaus oder der Drogerie sollten ausschliesslich zur äusserlichen Anwendung verwendet werden. Achtung:
Wildwuchs bitte nur bestaunen, nicht ernten – Beinwell steht mancherorts unter Naturschutz!

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