Ein Ei mit Federboa
Neulich in der Küche. Ich nehme ein Ei aus dem Karton – und da schaut sie mich an: eine kleine, wuschelige Feder. Sauber auf dem Ei thronend, wie eine Federboa um den Hals, aus einer vergessenen Modeepoche. Ich musste schmunzeln. So viel Natürlichkeit, mitten im Alltag. Und ich dachte bei mir: Wer braucht schon fancy Bio-Siegel, wenn das Huhn selbst noch ein Autogramm dagelassen hat?

Dabei weiss ich: In den grossen Eierzentren rollen die Eier durch allerlei Maschinen – sie werden sortiert, begutachtet, gestempelt und manchmal sogar sanft gebürstet. Aber zu sauber dürfen sie auch wieder nicht sein! Denn die Natur hat sich etwas gedacht bei der zarten Schutzschicht, der sogenannten Kutikula. Die hält Bakterien draussen und das Eigelb frisch. Zu viel Sauberkeit wäre da also kontraproduktiv.
Und manchmal, ganz selten, bleibt dann eben so ein kleiner Flaum hängen. Ein Hauch von Huhn, ein Gruss aus dem Stall. Kein Trick, keine Zutat aus der Marketingabteilung. Sondern einfach ein Stück Wirklichkeit.
Ich finde, wir sollten das feiern. Vielleicht nicht gleich mit einer Federboa, aber mit einem feinen Rührei. Mit Schnittlauch.
Wusstest du’s?
Die Eierschale hat von Natur aus eine unsichtbare Schutzschicht, die sogenannte Kutikula. Sie verhindert, dass Keime durch die poröse Schale ins Innere dringen. Deshalb dürfen Eier in der Schweiz und in der EU nicht gewaschen werden, bevor sie verkauft werden – sonst wäre dieser natürliche Schutz dahin. Ein bisschen Dreck oder eine kleine Feder ist also kein Makel, sondern ein Zeichen von Frische und Rücksicht auf die Natur.