Allgemein,  Onkel Friedrich erzĂ€hlt

đŸŒŸ Die letzte Flockenblume

Ein Herbsttag mit Onkel Friedrich & Hektor

Es war einer dieser Tage, an denen selbst der Himmel nicht recht wusste, ob er noch Sommer oder schon November sein wollte. Der Wind roch nach Erde, Laub und ein bisschen nach Abschied. Hektor trottete vorneweg, die Nase tief im Gras, als wĂŒrde er nach einem verlorenen Sommerduft suchen.

Zwischen all den fahlen Halmen leuchtete etwas. Klein, trotzig, violett.
Eine Flockenblume – die letzte auf der ganzen Wiese.

„He, Hektor!“, rief ich, „wenn du so weitergrĂ€bst, finden wir am Ende noch den FrĂŒhling!“
Er hob kurz den Kopf, schnaubte – und blieb dann wie angewurzelt stehen.

Ich hockte mich hin. Der Boden war feucht und kalt, aber die BlĂŒte strahlte, als ob sie nichts davon wĂŒsste.
„Siehst du, Hektor“, sagte ich leise, „die hat einfach beschlossen, noch ein bisschen schön zu bleiben.“

Hektor schnupperte kurz daran, dann legte er sich daneben, als wĂŒrde er sie bewachen.
Vielleicht, dachte ich, sind solche Blumen die wahren Philosophen: Sie fragen nicht, wie lang der Sommer dauert. Sie blĂŒhen einfach, solange sie können.

Ich blieb eine Weile sitzen. Die Sonne kam kurz hinter den Wolken hervor, und fĂŒr einen Moment war alles still – kein Wind, kein Vogel, nur dieses kleine violette Wunder inmitten von Braun und Grau.

„Na gut, meine Liebe“, murmelte ich, „mach’s gut da draussen. Und danke fĂŒr die Erinnerung, dass es nie zu spĂ€t ist, noch einmal zu blĂŒhen.“

Hektor gÀhnte zustimmend. Und dann gingen wir heim.
Mit einem LĂ€cheln.

Manchmal reicht eine einzige BlĂŒte, um den ganzen Tag heller zu machen.
— Onkel Friedrich đŸŒŸ


🌾 Onkel Friedrich erklĂ€rt:

Die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
BlĂŒht von Juni bis Oktober, liebt magere Wiesen und TrockenhĂ€nge. Sie ist ein Paradies fĂŒr Schmetterlinge, Bienen und Hummeln – und ein Symbol dafĂŒr, dass Schönheit manchmal einfach im Durchhalten liegt.